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Biologische Vielfalt erleben

Datum:
11. Juni 2025
Von:
Nikolaus Schmidt

„Achtung Leben! Vielfältig und großartig“

Unter diesem Motto führte die Katholische Landvolk-Bewegung Trier e. V. eine Exkursion in die Eifel durch. Auch nach der Beendigung des Kampagnenjahrs „Achtung Leben! Vielfältig und großartig“ ist dieses Thema immer noch im aktuellen Angebot der KLB Trier.

Erstes Ziel für die 32 TN -Verbraucher und Landwirte- war die kleine Ortschaft Loogh in der Vulkaneifel: Hier lockte die Besichtigung des 300 Jahre alten, familiengeführten landwirtschaftlichen Betriebes Grönerhof. Ein Film zeigte die Entwicklung von einem kleinen landwirtschaftlichen Nebenerwerbsbetrieb zu dem heutigen Betrieb mit ausgeprägter Direktvermarktung. Mit ca. 45 Arbeitskräften ist der Hof heute ein wichtiger Arbeitgeber in der Region. Die Milch von ca. 60 Milchkühen wird in der hofeigenen Käserei verarbeitet. Seit 1999 wird Bergkäse hergestellt mit verschiedenen Geschmackskomponenten. Eine weitere Spezialität kam 2016 hinzu, die handgeschöpften Eifel Camemberts. Die Besucher konnten die Käsesorten nicht nur probieren, sondern sich auch von der aufwendigen Herstellung mit viel Handarbeit überzeugen. Die Vermarktung erfolgt neben dem Restaurant und dem Hofladen in über 500 weiteren Verkaufsstellen, u.a. auch in verschiedenen Supermärkten.

Ein weiterer Betriebszweig ist die Vermarktung der Jungbullen. Bei der Fütterung wird auf Mastfutter verzichtet. Die Tiere erhalten ausschließlich selbst angebautes Grundfutter. Jährlich werden ca. 50 Bullen im eigenen Schlachthaus geschlachtet. So ist ein stressfreies Schlachten ohne Transport gewährleistet. Das Fleisch und diverse Wurstwaren werden in der hofeigenen Gastronomie, im Hofladen und per Bestellung in einem, auf den modernen Haushalt abgestimmten Sortiment vermarktet.

Nach der Besichtigung der verschiedenen Produktions- und Verarbeitungsstätten ließen sich die Besucher die hofeigenen Produkte beim Mittagessen schmecken.

Das nächste Ziel war der Öko-Nutzgarten in Dohm-Lammersdorf im Kylltal. Nach einem Gang durch das Dorf und dem Besuch der Dorfkirche aus dem Jahr 1795 mit spätmittelalterlichem Chorturm, erwartete der Agraringenieur Hans-Jürgen Kesten die Gruppe in seinem Garten. Die Begeisterung, mit der er diese Fläche seit Jahren ökologisch bearbeitet und darin experimentiert, war in seinen Ausführungen zu spüren.

Auf einer Fläche von 0,2 ha werden alte und neue Gemüse- und Nutzpflanzen angebaut, über 150 Sorten und Arten. Der Garten wird nach Kriterien der Biolandwirtschaft bewirtschaftet. Leitgedanke ist dabei das Wirtschaften im Einklang mit der Natur und nachhaltiger ressourceneffizienter Kreislaufwirtschaft. Als Saatgut wird nur samenfestes, nachbaufähiges Saatgut von ökologischen Saatguterzeugern eingesetzt, einige historische Sorten stammen aus Samenbankreserven. Alte Sorten und Arten sind nicht so ertragreich, überzeugen aber durch Geschmacks- und Aromastoffe. Auf diese Weise wird mit dem Anbau und der Vermehrung dieser Sorten „altes Kulturgut und genetische Vielfalt“ erhalten, gepflegt und weiterentwickelt. Gerade im Hinblick auf Krankheitsresistenz und Klimaanpassung gewinnen diese Sorten an Bedeutung.

Mit Hoch- und Frühbeeten, mit Vlies und Folientunnel wird versucht, das Zeitfenster für die Ernte von Frischgemüse auch unter den ungünstigen Klimabedingungen der Eifel möglichst lang auszudehnen.

Viele wertvolle Tipps aus dem reichen Erfahrungsschatz des „Gärtners“ waren zu hören: So tragen weite Fruchtfolgen, Mischkulturen, Zwischenfrucht, Gründüngung und Artenvielfalt zu einer nachhaltigen Bodenfruchtbarkeit bei, beugen dem Unkraut und Schädlingsbefall vor. Hainbuchenhecken als Wind- und Frostschutz schützen empfindliche Kulturen. Und immer wieder Blühstreifen mit speziellen Blumenmischungen, nicht nur zur Erhaltung der Biodiversität bzw. als Nahrung und Lebensraum für Insekten, sondern auch als Helfer im Nutzgarten. Mit einer Mini-Agroforst Anlage als Schattenspender wird experimentiert, ebenso mit verschiedenen Materialien zum Mulchen, um die Feuchtigkeit im Boden zu halten. Über positive Erfahrungen zur Mischkultur mit Bohnen, Mais und Kürbis, sowie den Einsatz von Sandhafer als Zwischenfrucht gegen Nematoden wird berichtet und noch vieles mehr.

Am Ende der Führung ging es in das Foliengewächshaus, wo eine Vielzahl von alten und neuen Tomaten- und Paprikasorten zu finden sind, eine bunte Vielfalt in grün, weiß, gelb, rot und schwarz.

Bei Kaffee und Kuchen wurden vielseitige Erfahrungen ausgetauscht und viele spezielle Fragen an den Experten gerichtet.

Mit einem spirituellen Impuls, dem Lied „Geh`aus mein Herz, und suche Freud, in dieser schönen Sommerszeit“ von Paul Gerhard sowie einem Psalm- und Segensgebet endete die Führung im Öko-Nutzgarten.

Vorstandsmitglied Klaus Krämer, der die Exkursion organisierte, dankte im Namen der Gruppe Herrn Kesten ganz herzlich mit einem Präsent und der Broschüre „Bin im Garten“ für die interessante Führung, die vielfältigen Informationen und für die Versorgung mit Getränken an einem heißen Sommertag.